Städte und ländliche Gebiete leiden unter Lärm, Platzmangel, schlechter Luftqualität, Verkehrsunfällen und Bewegungsmangel. Zudem fordern soziale Inklusion und Klimawandel eine Neugestaltung des öffentlichen Raums für mehr Lebensqualität und aktive Mobilität. Das Fahrrad ist als nachhaltiges Verkehrsmittel die Antwort für Stadt und Land und benötigt gezielte Förderung auf allen politischen Ebenen. Eine gezielte Radverkehrsförderung ist im Vergleich zu allen anderen Mobilitätsarten kostengünstig, steigert die Lebensqualität, fördert soziale Teilhabe und
verbessert die Gesundheit. Sie profitiert auch wirtschaftlich durch höhere Umsätze im Einzelhandel und macht Städte attraktiver für Fachkräfte. Es ist essenziell, dass Radverkehrsförderung ein Kernstück der Verkehrspolitik wird, um Klimaziele zu erreichen, Städte lebenswerter zu gestalten und die öffentliche Gesundheit zu fördern. Politische Entscheidungsträger:innen auf allen Ebenen sollten Radverkehr als wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur wirtschaftlichen Vielfalt anerkennen und unterstützen.
„Bessere Politik für das Fahrrad hat nicht eine politische Farbe. Alle profitieren von mehr Rad und wir erwarten von allen politischen Akteuren, dass sie #aufsRadsetzen.“
„Auf´s Rad zu setzen ist eine kluge Strategie. Jede Maßnahme, die wir ergreifen, um das Radfahren attraktiver zu machen, ist eine Investition in nachhaltige Arbeitsplätze und langfristiges Wirtschaftswachstum in unsere heimischen mittelständischen Unternehmen und den Tourismus.“
„Die Verkehrswende in Europa ist nicht zu stoppen! Das Rad muss als vollwertiges Verkehrsmittel und starker Wirtschaftsfaktor ernst genommen und gefördert werden!“
Radfahren ist das effektivste Verkehrsmittel bei Strecken unter 5km: Bis zu 50 % aller PKW-Fahrten sind unter 5 km kurz und können durch Fahrrad oder E-Bike ersetzt werden. Daneben verringert Radfahren Verkehr, Lärm, Schadstoffbelastung und steigert somit erheblich die Lebensqualität.
Das Fahrrad ist ein Standortfaktor! Lebenswerte Orte mit einer konsequenten Radverkehrsförderung bieten Aufenthaltsqualität und Platz für Begegnungen und sind somit ebenfalls attraktiv für gut ausgebildete Fachkräfte. Auch die Bedeutung des Tourismus in strukturschwächeren Mittelgebirgsregionen wird in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung dramatisch unterschätzt. Der Skitourismus wird in vielen Regionen nicht dauerhaft haltbar sein – und deshalb der Radtourismus als Ganzjahresangebot an Attraktivität weiter zunehmen!
Laut der ADFC-Radreiseanalyse wurden 2023 für Tagesausflüge zwischen 14 und 15 Mrd. Euro ausgegeben. Für Kurzreisen mit dem Fahrrad zwischen 2 und 3 Mrd. Euro. Für längere Radreisen betrug die Wertschöpfung zwischen 6 und 7 Mrd. Euro. Der wirtschaftliche Nutzen des Fahrrads, besonders in ländlichen Regionen, ist nachweislich da – wird aber immer noch unterschätzt. Der Radtourismus trägt mit 12 Milliarden Euro Bruttoumsatz einen Anteil von rund 12 Prozent an der Gesamtwertschöpfung im Deutschlandtourismus.
Studien zeigen, dass mehr regelmäßige körperliche Aktivität Depressionen, Angststörungen und sogar Demenzerkrankungen entgegenwirkt. Die WHO fordert ihre Mitgliedsstaaten auf, mehr für die Bewegungsförderung zu tun -zum Beispiel durch mehr Radfahren. Bereits zweimal 11 Minuten Radfahren am Tag oder 20 Minuten Zufußgehen haben erkennbar positive Effekte auf die Gesundheit.
Eine positive Veränderung der Innenstädte durch eine konsequente Fuß- und Radverkehrsförderung mit verkehrsberuhigenden Maßnahmen belebt und fördert den Einzelhandel. Studien belegen übereinstimmend, dass die Beruhigung des Verkehrs sich positiv auf den Leerstand auswirkt und eine bessere Aufenthaltsqualität den Umsatz im Einzelhandel steigen lässt.
Zwar geben Radfahrende pro Einkauf im Durchschnitt weniger aus als Kund:innen, die das Auto nutzen, dafür gehen sie pro Woche etwa doppelt so häufig einkaufen und bescheren dem Einzelhandel so in der Summe mehr Umsatz. Ängste durch wegfallende Auto- bzw. Parkspuren sind vielerorts unbegründet geblieben.
Europa will bis 2050 klimaneutral und Deutschland bis 2030 Fahrradland werden. Für diese beiden wichtigen Ziele braucht es eine rasche Umsetzung der Verkehrswende und des Nationalen Radverkehrsplans 2030 mit einem zügigen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur auch auf Landesebene. Nur mit attraktiven und sicheren Radwegen werden wir deutlich mehr Menschen aufs Rad setzen können. Das Erstellen von landesweiten Mobilitätsstrategien und Gesetzen gibt dem Thema die notwendige Aufmerksamkeit und Bedeutung. Radwege an Landesstraßen sind zudem Aufgabe der Länder und deren Ausbau sollte konsequent gefördert werden. Auch überregionale Planungen von Landesradwegenetzen und Radschnellverbindungen sollten von der Landesregierung angestrebt werden. Um dies zu erreichen, ist eine langfristige und auskömmliche Finanzierung unerlässlich. Das Sonderprogramm Stadt & Land des Bundes ist ein wichtiger Hebel bei der Finanzierung. Es sollte langfristig gesichert werden und verstetigt werden, um den Ländern Planungssicherheit zu geben, sodass die Gelder auch vollumfänglich genutzt werden können. Die Länder fördern insbesondere in ländlichen Räumen Möglichkeiten zum Fahrradtransport im öffentlichen Nahverkehr.
Flankierend zum Ausbau der sicheren und einladenden Fahrradinfrastruktur inklusive Abstellanlagen kann eine gezielte Öffentlichkeitsarbeit die Potenziale der Radverkehrsförderung entfalten und somit mehr Menschen für das Radfahren begeistern und eine fahrradfreundliche Mobilitätskultur entwickelt werden.
Die Fahrradbranche schafft lokale Arbeitsplätze vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen. In Deutschland sind mehr als 300.000 Menschen in der Fahrradwirtschaft beschäftigt, davon ca. 263.000 im Fahrradtourismus. Kommunen und ihr Hotel- und Gaststättengewerbe profitieren vom Fahrradtourismus. Radreisende geben durchschnittlich zwischen 117 € und 130€ pro Tag aus (ADFC-Radreiseanalyse 2024). Außerdem gibt es in Deutschland über 5.000 Fahrradfachhändler, die die Kund:innen vor Ort bei Kauf und Service beratend zur Seite stehen. Fahrradwirtschaft wirkt in der Fläche.
Fahrradpolitik findet auf verschiedenen politischen Ebenen statt – Kommunen, Länder und Bund sind wichtige Player bei der Radverkehrsförderung. In Ergänzung der Mittel von Kommunen und Bund sollten die Länder eine langfristige Förderung aus dem Landeshaushalt sicherstellen. Die Landesförderung sollte außerdem die Bedürfnisse kleiner und finanzschwacher Gemeinden noch stärker berücksichtigen. Die Koordinierung der kommunalen Radverkehrspolitik sollte durch Arbeitsgemeinschaften fahrradfreundlicher Kommunen gefördert werden. Auch bei den Abstellanlagen und den darauf abzielenden Förderprogrammen sollten auf Landesebene erweitert werden.
Fahrradtourismus und Naherholung finden häufig auch in kleineren Kommunen und im urbanen Umfeld statt, sodass sich die positiven Effekte sowohl auf urbane und ländliche Räume verteilen. Radtourist:innen sind in vielen strukturschwachen ländlichen Regionen von großer Bedeutung für die regionale Wirtschaftsförderung. Länder und Landkreise sollten touristische und Alltagsradverkehrsinfrastruktur gemeinsam und aufeinander abgestimmt umsetzen. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, muss es einheitliche Regulierungen zum Betreten von Wald und Natur geben, die der Förderung des naturverträglichen Radfahrens für touristische Zwecke und Erholung nicht im Weg stehen.
Immer mehr Kinder und Jugendliche leiden unter Bewegungsmangel und motorischen Defiziten. Die Länder sollten die schulische Bildung und Förderung der nachhaltigen Mobilität verstärkt fördern. An den Schulen sollte eine umfassende, moderne und nachhaltige Mobilitätsbildung eingeführt werden, in der das Radfahren eine zentrale Rolle erhält. Auch die Kindertagesstätten haben Mobilitätsbildung bereits in ihren Bildungsplänen verankert. Die Länder unterstützen Kommunen mit Tools und Leitfäden bei der Erstellung von Radschulwegeplänen, die es den Kindern leicht machen, den Schulweg mit dem Rad zurückzulegen. Fahrradfreundliche Schulen verfügen über sichere Abstellmöglichkeiten und bieten regelmäßige Aktionstage zur Mobilitätsbildung. Die Länder verankern den Radverkehr an den Hochschulen. Länder und Hochschulen ergänzen die Lehrpläne relevanter Fachrichtungen um radverkehrsspezifische Inhalte.
Auch die Fahrradwirtschaft leidet unter Fachkräftemangel, zu wenige junge Leute wollen eine Ausbildung in den Fahrradberufen beginnen. Bildung ist Ländersache: Wir brauchen gut ausgestattete und gut erreichbare Berufsschulen, in denen mit modernen Unterrichtsmethoden unterrichtet wird. Ein Ausbildungswunsch sollte nicht daran scheitern, dass es keine erreichbare Berufsschule in der Nähe gibt. Es sollte flexible Angebote für Seiten- und Quereinsteiger geben, eine berufsbildbezogene Sprachförderung sollte optional angeboten werden, um den Einstieg ausländischer Fachkräfte zu erleichtern.
Was wünschen Sie sich als Einwohner:innen von der Landesregierung? Was brauchen Sie als Unternehmer:in in der Region, damit Sie ihr Geschäft nachhaltig, profitabel und zukunftssicher betreiben können? Kommen Sie mit Ihren Landtagsabgeordneten ins Gespräch!
Fahrradpolitik findet auf verschiedenen politischen Ebenen statt – von der lokalen bis auf die europäische Ebene. Die kürzlich verabschiedete EU Cycling Declaration ist ein Meilenstein in der Fahrradpolitik und ein wichtiger Impulsgeber bis hinunter auf die lokale Ebene. Dank der europäischen Cycling Declaration und gemeinsamen Zielen in der Radverkehrsförderung können möglichst viele EU-Bürger:innen von den Vorteilen des Radfahrens profitieren. Es braucht zudem ein klares Commitment der Mitgliedstaaten, die Punkte der EU Cycling Declaration umzusetzen und die dafür benötigten Mittel zur Verfügung zu stellen.
Die Fahrradbranche steht vor regulatorischen Herausforderungen, die die Zukunft prägen werden. Mit der anstehenden Batterieverordnung und dem geplanten digitalen Batteriepass bis zur Digitalisierung allgemein sind einheitliche Regulierungen und Normen zukunftsweisend.
Europa will bis 2050 klimaneutral werden. Um dieses Ziel zu erreichen, muss auch der Verkehrssektor einen erheblichen Beitrag leisten und dekarbonisiert werden. Die Realität sieht allerdings so aus: Der jährliche CO2-Ausstoß im Straßenverkehr erhöhte sich EU-weit zwischen 1990 und 2021 um 21 %! Fahrräder und E-Bikes können – mit den richtigen Rahmenbedingungen – einen erheblichen Beitrag leisten, um die Emissionen im Verkehrsbereich zu reduzieren. Dafür braucht es vor allem attraktive und sichere Fahrradinfrastruktur und die Förderung und Etablierung einer Fahrradkultur auf allen Ebenen mit einer zielgerichteten Kommunikation.
In Europa leiden fast 60 % der Erwachsenen und ca. jedes dritte Kind bzw. Jugendlicher an Übergewicht. Aktuellen Schätzungen nach verursachen Übergewicht und Adipositas jährlich mehr als 1,2 Mio. Todesfälle in Europa, was einem Anteil von über 13 % der Gesamtsterblichkeit entspricht. Körperliche Aktivität und die Integration regelmäßiger Bewegung im Alltag bilden einen zentralen Hebel zur Bekämpfung dieser Zivilisationskrankheiten. Tägliches Pendeln mit dem Rad zur Arbeit oder zur Schule ist aktive Gesundheitsförderung.
Über eine Million Menschen sind im Ökosystem Fahrrad, bestehend aus Produktion, Handel, Dienstleistungen, Tourismus und Logistik, beschäftigt. Die Fahrradbranche schafft lokale Arbeitsplätze vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen. Mit gezielter Förderung des Fahrradstandortes Europa kann die Beschäftigtenzahl bis 2030 auf 2 Millionen wachsen.
Die Branche braucht zuverlässige wirtschaftliche Rahmenbedingungen, damit die Produktion auch in Zukunft in Europa möglich und wirtschaftlich sinnvoll ist, zum Beispiel durch die Verlängerung der Handelsschutzmaßnahmen (Anti-Dumping) zum Schutz der europäischen Fahrradindustrie.
Entgegen dem allgemeinen Vorurteil findet ein großer Teil der Wertschöpfung in der Fahrrad- und E-Bike-Produktion in Europa statt. 80 % aller in der EU verkauften E-Bikes werden in der EU gefertigt. Auch im Komponentenbereich gibt es eine große Fertigungstiefe in Europa. Es findet zudem ein reger Austausch und Wissensvermittlung statt, wie insbesondere kleine und mittlere Unternehmen der Fahrradbranche von bestehenden oder neuen Förderprogrammen profitieren können.
Der Fahrradtourismus erzielt jährlich einen wirtschaftlichen Wert von 44 Milliarden Euro und schafft 682.000 Arbeitsplätze in der EU. Fahrradtourismus findet häufig auch grenzüberschreitend und auch in kleineren Kommunen statt, sodass sich die positiven Effekte auf urbane und lokale Räume verteilen. Um diese Erfolgsgeschichte fortzuschreiben, muss das europäische Fahrradnetz EuroVelo weiter ausgebaut und entsprechend finanziell ausgestattet werden. Ebenso bedarf es grenzüberschreitender tourismuspolitischer Ziele zur Stärkung des nachhaltigen Tourismus.
Europa will bis 2050 klimaneutral und Deutschland bis 2030 Fahrradland werden. Für diese beiden wichtigen Ziele braucht es eine rasche Umsetzung der Verkehrswende mit einem zügigen Ausbau der Radverkehrsinfrastruktur. Viel zu oft finden Menschen in Deutschland eine unsichere oder gar keine Fahrradinfrastruktur vor. Nur mit attraktiven und sicheren Radwegen werden wir deutlich mehr Menschen aufs Rad setzen können.
Die Fahrradbranche schafft lokale Arbeitsplätze vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen. In Deutschland sind rund 325.000 Menschen in der Fahrradwirtschaft beschäftigt, davon ca. 263.000 im Fahrradtourismus. Kommunen und ihr Hotel- und Gaststättengewerbe profitieren vom Fahrradtourismus. Radreisende geben durchschnittlich zwischen 117 € und 130€ pro Tag aus (ADFC-Radreiseanalyse 2024). Außerdem gibt es in Deutschland über 5.000 Fahrradfachhändler, die die Kund:innen vor Ort bei Kauf und Service beratend zur Seite stehen. Fahrradwirtschaft wirkt in der Fläche.
Fahrradpolitik findet auf verschiedenen politischen Ebenen statt – Kommunen, Länder und Bund sind wichtige Player bei der Radverkehrsförderung. Die Kommunen sind in erster Linie für die Planung und den Bau von Radverkehrsinfrastruktur zuständig. Um ihrer Verantwortung nachzukommen, braucht es politischen Willen vor Ort und eine langfristig gesicherte finanzielle Förderung durch den Bund als zentralen Impulsgeber für ein Fahrradland Deutschland. Die Förderung für den Radwegebau im Rahmen des Sonderprogramms „Stadt & Land“ muss deshalb langfristig sichergestellt werden.
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