Mountainbike-Trails mitten in einem geschützten Waldgebiet – das klingt angesichts der Vorurteile und Diskussionen, die es vielerorts gibt, eigentlich fast undurchführbar.«
Es ist wunderbar zu sehen, wie es gelungen ist, die Herausforderungen mit Sachverstand, großartigem Engagement von allen Seiten, vielen Gesprächen und festen Vereinbarungen und Verträgen, die die rechtlichen Rahmenbedingungen regeln, zu überwinden. Aus unserer Sicht ist das Projekt in Nürnberg in vielerlei Hinsicht wegweisend. Unser Ziel ist es, die positiven Erfahrungen und Ergebnisse, die wir hier in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten, vor allem den Bayerischen Staatsforsten als Besitzer, gesammelt und erzielt haben, weiterzugeben und Interessierte in anderen Regionen zu inspirieren und praktische Hilfestellung zu geben.»
Wie haben sich die Gespräche mit Naturschützern und den Bayerischen Staatsforsten konkret entwickelt?
«Durch die gute Vorbereitung der Mountainbike-Community vor Ort konnten wir schnell Vorurteile abbauen, Vertrauen aufbauen und uns mit konkreten Lösungen und Angeboten einbringen, die auch den aktiven Naturschutz in den Blick nahmen. Damit sind wir auf offene Ohren und viel Zustimmung gestoßen. Unter dem Motto «Kein Mountainbike-Angebot ist keine Lösung!» ging es darum, den Bedarf zu lenken und die Voraussetzungen für ein Angebot zu schaffen, das den Natur- und Waldschutz entsprechend berücksichtigt und gleichzeitig so gut angenommen wird, dass unerwünschte Nutzungen und wilder Trailbau kein Thema mehr sind.»
Vielfach gibt es ja Vorurteile von Waldbesitzern und Medien gegen Mountainbiker. Wie sind eure Erfahrungen?
«Die allermeisten Mountainbiker*innen, die mittlerweile aus allen Altersklassen kommen, darunter viele Familien und erfreulicherweise auch immer mehr Frauen, sind unserer Erfahrung nach sehr naturverbunden und zudem auch hoch motiviert, Flora und Fauna nicht nur zu schützen, sondern auch selbst einen aktiven Beitrag zum Erhalt der Natur dafür zu leisten.»
Welchen Beitrag leisten die Mountainbiker*innen in Schmausenbuck zum Naturschutz?«
Bei allen Aktivitäten vor Ort werden die Belange des Naturschutzes mitgedacht und berücksichtigt. Sowohl bei der Einrichtung der Trails als auch bei der umsichtigen Nutzung des Waldes. In der Interessengemeinschaft sind rund 400 Mitglieder engagiert, die sich unter Berücksichtigung des Naturschutzes schwerpunktmäßig um die Einrichtung und Pflege der Mountainbike-Strecken mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden für alle Interessierten kümmern, Techniktrainings, geführte Touren und Workshops anbieten und Gespräche mit anderen Interessengruppen führen. Darüber hinaus beteiligt sich die Interessengemeinschaft in Absprache zum Beispiel auch ehrenamtlich an Baumpflanzaktionen der Bayerischen Staatsforsten. Gemeinsam schaffen sie dabei an einem Tag ein Pensum, für das sonst geschätzt zwei Monate Arbeit durch die Staatsforste nötig wären.»
Was sind zentrale Learnings aus dem Projekt
«Die wichtigste Erkenntnis und Botschaft ist aus unserer Sicht, dass es hervorragend gelingen kann, den Bedarf der Menschen nach Bewegung in der Natur – und damit sind nicht nur Mountainbiker, sondern alle Menschen gemeint – mit dem Naturschutz in Einklang zu bringen. Erholungsnutzung und Naturschutz sind keine Gegensätze. Mehr noch: Es ist ein tolles Beispiel dafür, wie sich Menschen vor Ort mit ihrer Zeit und ihren Kräften für dieses Ziel einsetzen. Dieses ehrenamtliche Engagement von Bürgerinnen und Bürgern brauchen wir und die Kommunen sollten es dringend fördern.»
Welche Rolle übernimmt hier die DIMB? Können Interessierte einfach auf euch zukommen?
«Sehr gerne! Unser Ziel ist es, hier andere zu ermutigen und zu befähigen, so etwas auch bei sich anzustreben. Die DIMB wurde ja bereits vor über 30 Jahren gegründet. In dieser Zeit haben wir enorm viel Know-how aufgebaut und Erfahrung gesammelt, die wir selbstverständlich sehr gerne weitergeben. Wir sehen einen großen Bedarf in der Nähe von Ballungsgebieten und würden uns sehr freuen, gemeinsam mit lokalen Verantwortlichen flächendeckend attraktive Angebote zu schaffen. Wir freuen uns sehr, wenn Interessierte auf uns zukommen, egal mit welchem Hintergrund!»
Frau Schreiter, für das Gespräch, und weiterhin viel Erfolg mit Ihrer Arbeit!